10.000 Nägel und 9 Gewichte

Ann und David verabschieden sich heute, am Freitag geht ihre Fähre zurück nach England. Unser Europa besteht nur noch aus Deutschland und Frankreich. Wir wollen wieder in Richtung Küste und auf den Küstenradweg, den wir in den letzten Tagen etwas vernachlässigt haben. Auf dem Weg liegt Franeker, das wir uns noch angucken wollen. Aus 28 km werden 45, es dauert also etwas länger als gedacht.

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In einem wunderschönen Grachtenhauses in Franeker befindet sich das älteste funktionierende Planetarium der Welt. Dieses Modell des Planetensystems ist zwischen 1774 und 1781 vom Wollkämmer Eise Eisinga gefertigt worden.

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Am 8. Mai 1774 gab es einen Zusammenstand von Planeten. Es wurde behauptet, dass diese Planeten zusammenstoßen würden. Dadurch sollte die Erde aus ihrer Bahn geschleudert werden und in der Sonne verbrennen. Else Eisinga wollte zeigen, dass es keinen Grund zur Panik gab. Auf seiner Wohnzimmerdecke enstand das faszinierende Modell.

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Alle Planeten bewegen sich im gleichen Tempo um die Sonne wie in Wirklichkeit. Beim Merkur nimmt ein Rundgang 88 Tage, bei der Erde 1 Jahr und beim Saturn über 29 Jahre in Anspruch! Bis heute können die aktuellen Stellungen der Planeten abgelesen werden. Daneben baute Eise Eisinga allerhand Sonderuhren, die den Tag, das Datum, den Aufgang und den Untergang der Sonne und des Mondes, die Bewegungen des Sternhimmels sowie zahlreiche sonstige Erscheinungen zeigen.

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Das alles wird von einem eindrucksvollen Räderwerk aus hölzernen Reifen und Scheiben mit 10.000 handgeschmiedeten Nägeln als Zähnen in Bewegung gesetzt. Eine Pendeluhr und neun Gewichte steuern dieses Räderwerk an. Die ganze Mechanik befindet sich über dem Wohnzimmer im Dachgeschoss.

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Und das alles plante und baute der Hobbyastronom, der nur 4 Jahre die Grundschule besuchte, aber die Liebe und das Interesse zu unserem Sonnensystem von seinem Vater geerbt hat.

Es war nicht so einfach einen Parkplatz zu finden. Als wir endlich einen Platz gefunden haben, will der Automat weder unser Geld noch unsere Karte. Als wir begeistert vom Planetarium zum Camper zurückkommen, klebt an Yves’ Windschutzscheibe ein Strafzettel von 60€! Warum der Franzose und nicht der Deutsche? Unsere hartnäckige Suche nach dem zuständigen Amt wird belohnt, der Strafzettel wird zurückgenommen.

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